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Ausarbeitung von Isotopengutachten

Die Isotopenanalyse bietet bei der Diagnose von Wasserschäden eine fundierte Lösung, um schwierige Fälle besser einzuordnen. Diese aus der Forschung geborene Methode erlaubt es, verschiedene Wassertypen anhand von Wasserproben zu unterscheiden.

 

In den Geowissenschaften werden Wasser- und Sauerstoffisotopen schon seit mehreren Jahrzehnten genutzt, um z.B. das Erdklima der Vergangenheit zu rekonstruieren, oder die Wasserkreisläufe unseres Planeten zu studieren. Man macht sich dabei zu Nutze, dass verschiedene Wassertypen unterschiedliche Anteile von leichten und schweren Wasserisotopen aufweisen, was genauso für die Diagnose von Wasserschäden in Gebäuden anwendbar ist.

Isotopengutachten beruhen im Wesentlichen auf drei Standbeinen:

  • Erstens zeigt die Verteilung der Isotope von Wasser- und Sauerstoff systematische Veränderungen bei Verdunstung und Kondensation von Wasser. Diese Veränderungen sind messbar, was ermöglicht im Labor objektive Daten zu erzeugen.
     

  • Zweitens erlaubt das Fachwissen um dieses systematische Verhalten sowie den zugrunde liegenden physikalischen Gesetzmäßigkeiten eine Rekonstruktion der isotopischen Entwicklung des Schadwassers. Der Fachmann kann die Daten also in ihren Kontext setzen.
     

  • Drittens werden die Daten für eine Schadensdiagnose mit Indizien aus der jeweiligen Schadenslage unterfüttert. So werden Faktoren, die für die Isotopie relevant sein können, miteinbezogen und das Gesamtbild der isotopischen Interpretation gegengeprüft.

Für sich alleine genommen wären Isotopendaten lediglich eine Momentaufnahme des beprobten Wassers. Aber unter Einbeziehung aller Indizien ergibt sich im Regelfall ein schlüssiges Bild der Schadenslage und der Ursache des Wasserschadens.

Diese können z.B. sein:

  • Schadenshistorie

  • Lüftungs- und Trocknungsbedingungen

  • relative Luftfeuchte

  • Temperatur

oder technische Gegebenheiten wie:

  • Lage des Schadens

  • Verlauf von Wasserleitungen

  • Präsenz von Taupunkten, etc.

Diese Faktoren müssen nicht, können aber entscheidend sein für die Interpretation von Isotopendaten. Auch Referenzproben des vermuteten Schadwasses, sofern verfügbar, sind hilfreich. Welche dieser Informationen letztendlich wichtig sind, richtet sich immer nach der jeweiligen Sachlage.

So lässt sich eingrenzen, ob z.B. Niederschlagswasser, Kondenswasser, Leitungswasser oder ein anderer Typ Wasser vorliegt. Erst diese Unterfütterung von Isotopendaten mit a) Fachwissen und b) Indizien aus der Sachlage entfaltet das enorme diagnostische Potential von Wasserisotopen zur Diagnose von Wasserschäden.

Hierzu muss kritisch angemerkt werden, dass auch Isotopenanalysen kein Wundermittel darstellen. Wie in allen Bereichen des reellen Lebens gibt es immer eine Restunsicherheit. So ist etwa eine zufällige Überschneidung von Isotopenwerten theoretisch möglich. In der Praxis sind solche Übereinstimmungen aber glücklicherweise extrem selten. Oft ist auch der Mensch ein Faktor, der z.B. Fehler bei der Probennahme, oder Verwechslung von Proben verursacht. Bestenfalls beprobt also nur fachlich gebildetes Personal das Schadwasser. Zumindest sollte eine detaillierte Anleitung von Experten vorliegen.

Allerdings ist die Fehlerquelle Mensch bei herkömmlichen Methoden genauso, wenn nicht stärker vorhanden, da man sich dabei vollständig auf Beobachtungen am Objekt verlässt. Es besteht somit die Gefahr, nach subjektiver Erfahrung oder sogar nach gewünschtem Ergebnis zu interpretieren. Isotopenanalysen hingegen liefern objektiv messbare Daten. Zusammen mit den Indizien vor Ort ergeben die Daten daher meist eine schlüssige Beweiskette, welche die Schadensursache mit hoher Wahrscheinlichkeit aufzeigt.

Als Endergebnis entsteht aus Daten, Fachwissen und den Gegebenheiten vor Ort ein aussagekräftiges Urteil, ähnlich einer Beweiskette vor Gericht. Diese vergleichsweise schonende und kostengünstige Methode erlaubt es somit, schwer lösbare Fälle nach wissenschaftlicher Maßgabe einzuordnen. Denn Wasserschäden werden effizient nur durch eine korrekte Diagnose des Schadens behandelt, und zwar zu Beginn der Schadenssuche.

---  Dr. Sebastian Wiesmaier

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